Institut für virtuelles und reales Lernen in der Erwachsenenbildung an der Universität Ulm e.V.
Geschmack der Donau: Brot, Wein, Kräuter
„Tastes of Danube. Bread, Wine, Herbs“ (2015)
In der Nachfolge des soeben mit zwei europäischen Preisen gekrönten Projektes „Gewollte Donau“ starteten die Ulmer „Danube-Networkers“ im Oktober 2015 gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen aus allen Ländern der Donauregion das Projekt „Tastes of Danube. Bread, Wine, Herbs /Geschmack der Donau: Brot, Wein und Kräuter“ (Arbeitstitel). Interessierte zivilgesellschaftliche Organisationen und Schulen sowie Einzelpersonen und Gruppen in der Donauregion waren zum Mitmachen eingeladen, Menschen aus den Donauländern Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Ukraine sowie aus den Anrainerländern Slowenien, Tschechische Republik,Bosnien-Herzegowina und Montenegro.
Anhand der in allen Ländern gleichermaßen traditionellen Nahrungs- und Genussmittel Brot, Wein und Kräuter wurden lokale wie transnationale Aktivitäten durchgeführt, die es ermöglichten, etwas über den heutigen Gebrauch in deneinzelnen Ländern zu erfahren. Recherchen zur Sozial- und Kulturgeschichte von Brot, Wein und Kräutern in den verschiedenen Ländern waren dabei ebenso angesagt wie zu deren heutiger Wertigkeit und Verwendung. Erinnerungen und Erfahrungen aus dem persönlichen wie dem Berufsleben machten das Thema lebendig, aber auch das gemeinsame kreative Planen und Backen oder die Diskussion über Möglichkeiten des Food-Sharings (Lebensmittel mit anderen zu teilen, statt sie wegzuwerfen).
Viel mehr als Nahrungsmittel
Was für eine Bedeutung steckt beispielsweise hinter dem Schenken von Brot und Salz als Willkommensgeschenk für die neue Wohnung? Gibt es diesen oder einen ähnlichen Brauch auch in anderen Ländern? Denn Brot, Wein und Kräuter sind mehr als Nahrung: sie sind Ausdruck der kulturellen Zusammengehörigkeit oder Trennung, Zeugen der Lebensweisen früher und heute, Anlässe zum Feiern, Auslöser von Erlebnissen und Erinnerungen, das Zentrum von Geschichten. Sie sind Zeichen der Liebe und Fürsorge, aber manchmal auch Werkzeuge von Macht und Gewalt, wenn sie Menschen beispielsweise im Krieg oder bei der Lebensmittelspekulation vorenthalten werden.
Ein Projekt für alle Generationen, Ethnien, soziale und Bildungshintergründe
Wie schon bei dem Vorgängerprojekt ging es auch bei diesem Projekt darum, Menschen aller Generationen, ethnischer, sozialer und Bildungshintergründe zum Mitmachen zu bewegen. Es standen dabei nicht nur Wissenserwerb und Herausfinden vieler gemeinsamer Traditionen und Werte im Vordergrund, sondern auch der Austausch von Erfahrungen sowie Begegnungen zwischen Menschen – real und übers Netz mit Bildern, Skype und Video. Die Teilnehmenden konnten sich dadurch innerhalb eines Landes und über die Ländergrenzen hinweg besser kennenlernen und außerdem etwas Gemeinsames schaffen – ein Erlebnis, das die gemeinsame europäische Identität mit Leben füllt. Das Projekt war bewusst ein Projekt der Inklusion, jeder war herzlich willkommen! Ob Jung oder Alt, mit oder ohne Fremdsprachenkenntnisse, mit dem PC vertraut oder nicht, am inhaltlichem Austausch oder mehr an kreativen oder handwerklichen Aktionen interessiert, jede Einzelperson, jede Gruppe findet ihren Platz und wurde gebraucht.
Vernetzte Aktionen und das Donaufest 2016
Das Projekt war prozess- und produktbezogen. Es lebte von den Mitmachenden. Offizieller Projektstart war am 16.10., dem internationalen Tag der Ernährung, ein erster gemeinsamer Höhepunkt war das Internationale Donaufest Ulm/Neu-Ulm Anfang Juli 2016. Das Projekt bietet vielerlei Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, und alle Mitwirkenden können dies an dem Ort tun, an dem sie leben. Die Aktionen wurden miteinander vernetzt und über die projekteigene Website den anderen Mitwirkenden zugänglich gemacht, sodass ein Austausch darüber möglich war.
Recherchieren, erzählen, filmen,gärtnern: Alles ist erlaubt!
„Tastes of Danube “ ist ein auf gemeinsames Aktivwerden und forschendes Lernen angelegtes Projekt. Wer gerne forscht, recherchiert, diskutiert, mit Expert/-innen Gespräche führt oder vorträgt, findet viele Gelegenheiten dazu. Es gibt aber auch viele kreative Mitmach-Möglichkeiten: gemeinsam Brot backen, Rezepte erfinden und austauschen, Kräuter sammeln und verarbeiten und noch anderes mehr. Eigenen Vorschlägen sind keine Grenzen gesetzt. Auf der Projektwebsite werden die Materialien und Anleitungen bereitgestellt, die diese Aktivitäten unterstützen. Es soll viel per Foto und Video dokumentiert werden,damit alle entlang der Donau die Aktivitäten der anderen nachvollziehen können, denn wir haben ja keine gemeinsame Sprache und nutzen daher die Bildsprache. Kurze Texte werden in der jeweiligen Landessprache verfasst und von ehrenamtlichen Helfer/-innen in die anderen Projektsprachen übersetzt, zentrale Texte werden ins Englische übersetzt.
Das Projekt
Das Projekt wurde im Frühsommer 2015 von den Ulmer „Danube-Networkers“ gemeinsam mit den Partnern aus dem Projekt „Die gewollte Donau“ initiiert und befindet sich im Aufbau, es ist auf zwei Jahre ausgelegt. Bis zum Donaufest wird die Konzentration der gemeinsamen Arbeit auf dem Thema „Brot“ liegen, doch auch die anderen beiden Themen Wein und Kräuter werden nicht vernachlässigt und nach dem Donaufest vertieft weitergeführt. Das Projekt ist ein bürgerschaftliches Projekt und hat bisher nur sehr wenig finanzielle Ressourcen. Unterstützt wird das Vorhaben von der Stadt Ulm und dem Museum für Brotkultur in Ulm. Wir laden Schulen aller Schultypen und Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Kultur, Soziales und Umwelt ein, als Partner mitzumachen und sich mit den eigenen Ressourcen kreativ einzubringen. Interessierte Seniorengruppen, generationsübergreifende Projektgruppen, zivilgesellschaftliche Organisationen und lokale Gruppen sind ebenso herzlich zum Mitmachen eingeladen wie Einzelpersonen. Partnerschaften zwischen einzelnen Gruppen aus verschiedenen Ländern werden angestrebt. Gesucht werden gezielt Menschen, die bereit sind, sich bei der Organisation des Projektes ehrenamtlich zu engagieren oder ihre Sprachkenntnisse in den Ländersprachen einzubringen.Gesucht werden Sponsoren, die die Projektidee durch eine Spende oder in anderer Weise konkret unterstützen.
Viele Aktive können ein Zeichen für eine freundschaftlich verankerte Donauregion setzen
Das Projekt versteht sich als zivilgesellschaftlicher Beitrag im Kontext der Donaustrategie der Europäischen Kommission. Durch das Mitmachen in diesem Projekt setzen die Mitwirkenden ein Zeichen für ihr Interesse an einer friedlichen, gemeinsam gestalteten und erlebten Donauregion im gemeinsamen „Haus Europa“ Denn es geht nicht um Brot allein, sondern um Brot als Symbol des Teilens, der Freundschaft , der gemeinsamen Verantwortung für eine friedliche Zukunft in Europa und in der Welt.